Ulmus laevis
Herkunft: HkG 4
Qualität: 1/1 im Container
Größe: 15-20cm
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Kurz und knapp |
Vorteile:
+ nicht betroffenen vom berüchtigtem Ulmensterben
+ eignet sich für stark vernässte Standorte und Niedermoore
+ gute Frosthärte
+ verträgt Immissionen sehr gut und ist so auch als Stadtbaum geeignet
Nachteile:
- im Forst wenig beachtet und dadurch kaum waldbauliche Erfahrungen
- muss im Bestand gezielt gefördert werden
Flatterulme - Steckbrief |
Aussehen (Habitus) |
Lockere, markant unregelmäßig gewölbte Krone, längsrissige Borke |
Höhe | 15 – 40 m |
Durchmesser (BHD) | Bis 3 m |
Wuchstempo |
Mäßig (in der Jugend raschwüchsig) |
Wurzelsystem | Pfahl- bis Herzwurzler mit Brettwurzeln (tiefreichend) |
Lebenserwartung | 150 – 250 Jahre |
Hiebreife | 70 – 140 Jahre |
Verbreitung | Selten, heimisch (Mitteleuropa bis Kaukasus und Kleinasien) |
Boden | Nasse, periodisch überflutete Lehm- bis Tonböden (auch Sand), basenreich, geeignet für vergleyte Böden, Bruch- und Auwälder, Niedermoore |
pH-Wert | 5,5 - 8 |
Nährstoffbedarf | mäßig - hoch |
Wasserbedarf | hoch |
Lichtbedarf | Halbschattenbaumart |
Jahrestemperatur (Ø) | 10 – 15 °C |
Trockenheitstoleranz | mäßig - hoch |
Staunässetoleranz | hoch |
Frosthärte | hoch (evtl. frühfrostgefährdet) |
Pflanztermin | Herbst |
Pflanzabstand | 1,5 x 2 m |
Verbiss |
möglich |
Konkurrenzkraft |
mäßig - hoch |
Aussehen | Gelblich heller bis hellbrauner Splint mit dekorativen gelbbraunen Kern |
Rohdichte | 550 – 700 kg/m3 |
Besonderheit |
Seltenes und begehrtes Holz mit guter Festigkeit |
Verwendung |
Furnierholz, Möbel, Innenaustattung, Schichtparkett, Spielwaren, Sportgeräte |
Form | Elliptisch bis verkehrt eiförmig, asymmetrisch, scharf gesägt |
Größe | 5 – 12 cm lang |
Herbstfärbung |
Leuchtend gelb |
Laub |
sommergrün |
Form | Vielblütige, überhängende, "flattrige" Büschel |
Farbe | Grünlich bis rötlich |
Größe |
0,3 - 0,5 cm |
Blütezeit |
März - Anfang April (vor Blattaustrieb) |
Form | Scheibenförmig flach, breit oval bis rund |
Farbe | Grün bis rötlichbraun |
Größe | 1 – 1,5 cm lang |
Reife | April - Juni |
Essbar | ungenießbar |
Der Baum des Jahres 2019 ist überall in den gemäßigt-kontinentalen Gebieten bis 600 m Höhe ü. NN von Mitteleuropa bis Ostasien verbreitet. Unter den hier heimischen Ulmenarten ist sie am seltensten anzutreffen und besiedelt mit Vorliebe und nahezu ausschließlich die Fluss- und Seenlandschaften im Nordosten Deutschlands sowie die Niederungen und Auen des Rheins. Als Park- und Alleebaum ist sie wiederrum häufiger anzutreffen.
Unter den Ulmenarten bildet sie zusammen mit der Amerikanischen Ulme (Ulmus americana) eine eigene Verwandtschaftsgruppe, die Weiß-Ulmen (Untergattung Oreoptelea). Unter natürlichen Bedingungen kommt es nicht zu einer Hybridisierung mit den heimischen Arten Berg- (U. glabra) und Feldulme (U. minor). Eine botanische Unterscheidung der Ulmenarten in Deutschland ist schwierig. Allerdings besitzt die Flatterulme lang gestielte, locker hängende Blätter (im Wind „flatternd“) und auffallend schlanke und spitze Knospen, wodurch sie sich von den anderen Ulmen-Arten unterscheiden lassen kann.
Die Flatterulme wird je nach Standort 15 – 40 m hoch, bis zu 3 m dick und erreicht ein Alter von 150 – 250 Jahren, in Ausnahmefällen bis 500 Jahre. Die Krone ist markant unregelmäßig gewölbt. Ebenso artcharakteristisch ist die Ausbildung von sogenannten Brettwurzeln. Krone und Wurzel geben der Ulme ein ästhetisches und auch etwas bizarres Aussehen.
Die Erhaltung der Ulmen im deutschen Wald spielt aus ökologischer Sicht eine große Rolle. Gegen Ende der 1960er Jahre wurde durch den Import von befallenen Furnierstämmen aus Nordamerika der aggressive Gefäßpilz Ceratocystis ulmi nach Europa gebracht, wo er mittels des Vektors Scolytus scolytus (Ulmensplintkäfer) bis heute das weitreichende Ulmensterben verursacht, dessen Verlauf und Ursache bis heute noch nicht ganz geklärt sind. Im Gegensatz zur Berg- und Feldulme weist die Flatterulme allerdings eine Feldresistenz gegenüber der Schaderreger auf und wird bisweilen vom Pilz verschont. Somit repräsentiert die Flatterulme momentan den letzten hier heimischen Vertreter ihrer Gattung und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität unserer Wälder. Mittlerweile wurden durch die Bekämpfung der Krankheitserreger und die Einkreuzung resistenter Ulmenarten Fortschritte erzielt und es besteht bisweilen verhaltener Optimismus, dass das Ulmensterben entschleunigt wird.
Die forstliche Beurteilung der Flatterulme ist im Wandel. Als kaum vorkommende Baumart wurde sie bisher völlig unterschätzt. Jedoch wird sie mehr und mehr interessanter, was mit ihren relativ geringen Standortsansprüchen und schnellen Jugendwachstum zusammenhängt. Sie gehört zu den wenigen Baumarten, die mit sehr widrigen Standortsverhältnissen wie Überschwemmungen, vergleyten Böden oder starker Wechselfeuchte zurechtkommt. Daher kann sie mit ihrer Robustheit zur Stabilisierung dieser Flächen beitragen und auch zur Wiederaufforstung von (ehemaligen) Standorten der Esche (Fraxinus excelsior), welche eine ähnliche Standortsamplitude aufweisen. Zusätzlich bildet sie ein wertvolles und begehrtes Holz aus (siehe Holzeigenschaften).
U. laevis ist eine Halbschattenbaumart und kommt wie bereits erwähnt in sommerwarmen Au- und Bruchwaldgebieten vor, im Tiefland gerne vergesellschaftet in Eichen- oder Eschenwäldern. Dort benötigt sie nasse, nährstoff- und basenreiche Lehm- und Tonböden, die periodisch überflutet werden. Auf diesen Standorten gilt sie als konkurrenzstark und als Standortszeiger für Gleyböden. Im Vergleich zu ihren Gattungsverwandten U. glabra und U. minor besitzt sie etwas weniger Nährstoffansprüche und kann auch auf sandigen Bruchwaldstandorten wachsen.
Zu möglichen biotischen und abiotischen Schadfaktoren ist in der Literatur sehr wenig zu finden, was für die Robustheit von U. laevis sprechen kann. Die Flatterulme ist spätfrost- und winterhart. Wie schon ausführlich beschrieben, bleibt sie vom Ulmensterben verschont.
Im Waldbau wurde der Flatterulme bisher kaum Beachtung geschenkt. Im Nieder- und Mittelwaldbetrieb, welche in Deutschland kaum praktiziert werden, ist bzw. war sie dank ihrer guten Stockausschlagsfähigkeit begehrt als Mischbaumart in Eichen- und Eschenbeständen. Wie die Eiche reagiert die Flatterulme auf plötzliche Freistellung mit einer starken Bildung von Wasserreisern. Die Streu zersetzt sich rasch und fördert so günstige Humusformen.
Als Park- und Stadtbaum ist die Flatterulme sehr gut geeignet, sie gilt als frost- und winterhart und als sehr immissionstolerant.
Ulmen- bzw. Rüsterholz ist mäßig schwer, hart, außerordentlich zäh und besitzt gute Festigkeitseigenschaften. Das Holz der Flatterulme besitzt etwas geringere Festigkeitseigenschaften als das der Berg- und Feldulme, wird aber in den gleichen Bereichen verwendet. Das Kernholz ist gelbbraun und besitzt eine dekorative Maserung. In erster Linie findet es Anwendung als Ausstattungs- und Furnierholz für Möbel, Paneele, Türblätter, Schichtparkett, Treppen, Spielwaren oder Sportgeräte aller Art. Aufgrund des Ulmensterbens und des fehlenden Waldbaus mit der Ulme sind die Holzaufkommen europäischer Herkünfte derzeit sehr begrenzt.
Aas, G. (2019): Die Flatterulme (Ulmus laevis): Verwandtschaft, Morphologie und Ökologie. LWF Wissen 83, S. 7 – 12.
Dörken, V. M.; Jagel, A. (2020): Ulmus laevis – Flatter-Ulme, Flatter-Rüster (Ulmaceae), Baum des Jahres 2019. Jahrb. Bochumer Bot. Ver., 11, S. 331 – 338.
GD-Holz (2020): Ulme – Holz-ABC. https://www.gdholz.net/holz-abc/ulme.html.
Häne, K. (2019): Die Flatterulme (Ulmus laevis). https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/laub/wsl_flatterulme/index_DE
Landesforstanstalt Eberswalde (2007): Erfassung der genetischen Ressourcen der Ulmen-Arten in Deutschland. Schlussbericht des Auftrages „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen der Schwarzpappel und der Ulmenarten in Deutschland. BMEL.
Mettendorf, B. (2019): Die Flatterulme - Baum des Jahres 2019. FVA-einblick 1/2019, S. 30-31. https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/laub/fva_flatterulme/index_DE.
Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.
Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.