Prunus avium
Qualität: Containerpflanze
Größe: 30-50cm
Herkunft: 814 02 und 814 04 (siehe Auswahl)
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Herkunft |
Kurz und knapp |
Vorteile:
+ raschwüchsig und gute Schattenverträglichkeit in der Jugend
+ gute Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit
+ ansehnliches und hochpreisiges Holz
+ schöne Blütenpracht und schmackhafte Kirschen
Nachteile:
- benötigt sehr gute Standorte
- hoher Pflegeaufwand
- recht hohe Frost- und Verbissgefährdung
Vogelkirsche - Steckbrief |
Aussehen (Habitus) |
Abgerundete Krone, Ringelkork mit Korkwarzenbändern |
Höhe | 20 – 30 m |
Durchmesser (BHD) | 0,5 – 0,7 m |
Wuchstempo |
Raschwüchsig |
Wurzelsystem | Herzwurzler (weitreichend mit wenig Feinwurzeln) |
Lebenserwartung | Bis zu 100 Jahre |
Hiebreife | 50 – 90 Jahre |
Verbreitung | Heimisch (Europa bis Kaukasus und Südost-Asien) |
Boden | Frisch, tiefgründig, kalkreich mit hoher Basensättigung (Schlagflächen, Auwälder), leicht sauer, sandig bis lehmig |
pH-Wert | 5,5 – 8,5 |
Nährstoffbedarf | hoch |
Wasserbedarf | mäßig - hoch |
Lichtbedarf | Halbschattenbaumart |
Jahrestemperatur (Ø) | 5 – 15 °C |
Trockenheitstoleranz | mäßig - hoch |
Staunässetoleranz | niedrig |
Frosthärte | mäßig (spätfrostgefährdet) |
Pflanztermin | Herbst |
Pflanzabstand | 1,5 x 10 m; 3 x 13 m; 5 x 5 m |
Verbiss |
hoch |
Konkurrenzkraft |
mäßig |
Aussehen | Weißlich bis gelblichgrauer Splint mit rötlichbraunen, gelegentlich grün gestreiftem Kern |
Rohdichte | 520 – 700 kg/m3 |
Besonderheit |
Ansehnliches Holz mit guten Festigkeitseigenschaften |
Verwendung |
Furnierholz, Möbel, Innenausbau, Parkett, Musikinstrumente, Gebrauchsgegenstände |
Form | Länglich eiförmig bis elliptisch, zugespitzt, unregelmäßig gesägt |
Größe | 7 – 12 cm |
Herbstfärbung |
Gelb bis rot |
Laub |
sommergrün |
Form | Dolden mit Blütenbechern |
Farbe | Weiß |
Größe |
2,5 - 3,5 cm breit |
Blütezeit |
April - Mai |
Form | Steinfrucht, kugelig |
Farbe | Schwarzrot |
Größe | 1 – 2,5 cm |
Reife | Juli - August |
Essbar | ja |
Die Wildform der Kultursüßkirsche ist bis auf den äußersten Norden heimisch in ganz Europa. Ihre Verbreitungsgrenzen befinden sich in Westsibirien, Kleinasien, im Kaukasus und in Nordafrika. Die größten deutschen Ballungsgebiete sind der Steigerwald, der Raum Göttingen und am Bodensee. Dort tritt sie in mehreren Waldgesellschaften des Tieflandes, besonders mit Eiche, Rotbuche, Kiefer, Linde und Erle auf. In den letzten 20 Jahren wurde diese typische Pionierbaumart häufig im großem Stil auf Sturmflächen eingebracht und erhält immer mehr Beachtung als ein klimarobustes und ökologisch wertvolles Edelgehölz der Zukunft.
Die Vogel- Süßkirsche erreicht je nach Standort Höhen zwischen 20 – 30 m bei einem BHD von 50 – 70 cm. Sie erreicht ein Alter von ca. 100 Jahren.
Da die meisten sich als Klimabaum etablierten Baumarten fremdländisch sind, bietet die hier heimische Vogelkirsche eine interessante Alternative. Waldbaulich zwar sehr anspruchsvoll, sticht sie jedoch im Vergleich zu anderen hier heimischen Baumarten mit ihrer Raschwüchsigkeit, Trockenheits- und Wärmetoleranz hervor. Die Umtriebszeit kann auf optimalen Standorten nur 60 – 80 Jahre betragen, wodurch das wertvolle und stark nachgefragte Holz sehr früh geerntet werden kann. In dieser Zeit bietet sie eine bodenpflegliche Laubstreu und mit ihrer einzigartigen Blütenpracht eine wichtige Nektarquelle für Bienen und andere Insekten. Ihre Früchte bieten zusätzlich Nahrung für zahlreiche Vogelarten, Eichhörnchen, Bilche und Mäuse.
P. avium wächst optimal auf tiefgründigen, mäßig frischen bis frischen, sommerwarmen Standorten mit einer hohen Basensättigung. Dabei werden gerne Schlagflächen, Auwälder und unbenutzte Weiden im Tiefland bis 1.700 m ü. NN von ihr besiedelt. Dort ist sie neben der Aspe (Populus tremula) und dem Bergahorn (Acer pseudoplatanus) die einheimische Baumart mit dem schnellsten Jugendwachstum (bis 1 m pro Jahr möglich). Saure, sehr dichte und schattige Standorte oder Böden mit stagnierender Nässe eignen sich nicht für eine Anpflanzung.
Einen anhaltenden Schirm verträgt sie nicht, toleriert im juvenilem Stadium auf nährstoffreichen Böden aber gewisse Schatten- bis Halbschattensituationen. Langfristig führt der Lichtmangel allerdings zu einer reduzierten Vitalität, toten Ästen und die Bildung von Wasserreisern. Letzteres tritt wie bei der Eiche (Quercus robur; Quercus petraea) auch bei einer plötzlichen Freistellung auf. Hinzu kommen potenziell Rindenbrände und Klebäste.
Vogelkirschen bilden ein weitreichendes, mäßig tiefes Herzwurzelsystem mit einem geringen Feinwurzelanteil. Es entwickeln sich vorwiegend weitstreifende, mittelstarke Wurzeln (bis 15 m um den Stamm) statt einzelne starke Grobwurzeln.
Als frühblühende Pflanze sind besonders die Knospen und Blüten frostgefährdet. Auch besteht bei der Vogelkirsche durch ihr eher flachgründiges Wurzelsystem und ihrer Vorwüchsigkeit im Bestand ein hohes Windwurfrisiko. Sie wird sehr gerne verbissen, sodass Schutz, z. B. durch Wuchshüllen erforderlich ist.
Erwähnenswerte biotische Schädlinge sind bei Stresssituationen der Hallimasch (Armillaria spp.), Monilia spp. (Triebsterben) und die durch Phloeosporella padi verursachte Sprühfleckenkrankheit. Dazu kommen zahlreiche Schadinsekten bzw. schädliche Raupenarten. Als wichtiges Beispiel sei hier die Kirschen-Blattlaus (Myzus cerasi) genannt, welche seit einigen Jahren verstärkt Einzelbäume und ganze Bestände befällt. Die Folgen sind gekräuselte Blätter und verkümmerte Leittriebe, welche die Wertholzproduktion erschweren.
Für eine Begründung als Reinbestand ist die Vogelkirsche aufgrund ihrer Windwurfgefährdung ungeeignet. Es haben sich trupp- bzw. gruppenweise Beimischungen mit 5.000 Stk./ha in Buchen-, Eichen-, Kiefern- und Ahornbeständen bewährt in Kombination mit einer Schattenbaumart (z. B. Hainbuche, Rotbuche, Linde) zur natürlichen Astreinigung.
Die Vogelkirsche ist auf guten Standorten bereits im Alter von 60 – 80 Jahren hiebsreif.
Das ansehnliche, mittelschwere Kernholz ist hell-rötlichbraun mit gelegentlicher Grünstreifigkeit und besitzt eine harmonisch feine Maserung. Es ist leicht zu bearbeiten, besitzt gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften, ist nur wenig dauerhaft und eignet sich gut zum Drechseln. Kirschholz gilt als sehr edles und hochwertiges Holz und ist äußerst gefragt im dekorativen Innenausbau. Dort dient es als Furnier oder in massiver Form als Möbel- und Parkettholz, als Decken- und Wandverkleidung oder zur Herstellung von Schmuckartikeln, Musikinstrumenten oder Gebrauchsgegenstände (z. B. Bürstenrücken, Messergriffe oder Zierkästen).
Albrecht, L. (2010): Waldbauliche Erfahrungen mit der Vogelkirsche. LWF Wissen 65, S. 24 – 33.
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (2017): Alternative Baumarten im Klimawandel: Artensteckbriefe – eine Stoffsammlung. Forst BW.
FVA Baden-Württemberg, Referat 83 FR, und FGeo. (2011): Die Vogelkirsche (Prunus avium L.) Praxis-Infoblatt zur Wertholzproduktion. ForstBW Praxis, 1/2011, 5 S.
GD-Holz (2020): Kirschbaum (europäisch) – Holz-ABC. https://www.gdholz.net/holz-abc/kirschbaum-europaeisch.html.
Häne, K. (2010): Baum des Jahres 2010: Die Vogelkirsche. Bündnerwald 63, 4: 63-66.
Hessenforst (2016): Hessische Waldbaufibel – Grundsätze und Leitlinien zur naturnahen Wirtschaftsweise im hessischen Staatswald. Februar 2016, HessenForst.
Jeske, H.; Grosser, D. (2010): Das Holz des Kirschbaums – Eigenschaften und Verwendung. LWF Wissen 65, S. 64 – 69. (PDF, 334 KB)
Kändler, G. (2010): Die Vogelkirsche – eine seltene Baumart im Spiegel der 2. Bundeswaldinventur. FVA-einblick 01/10, S. 8-9.
Niedersächsische Landesforsten (2019): Klimaangepasste Baumartenwahl in den Niedersächsischen Landesforsten. Aus dem Walde – Schriftreihe Waldentwicklung in Niedersachsen, Heft 61.
Niedersächsische Landesforsten, NW-FVA Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt.
Raftopoulo, J. (2010): Die Rolle der Vogelkirsche in einheimischen Waldgesellschaften. LWF Wissen 65, S. 57 – 62.
Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.
Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.